Ich habe ja schon gejammert diese vorige Woche über das Wetter und überhaupt. Aber ein paar Tage vor dem nächsten IVOM-Termin habe ich ja noch. Also habe ich zwei Varianten vorgeplant (jeweils mit „Not-Ausstiegs“-Szenario – bedeutet Eisenbahnnähe):
1.) Ein Nord-Schleiferl: Bratislava – Malacky – Holic – Brezlav – Mistelbach,
2.) Ein Süd-Schleiferl: Fertöd – Zalaegerszeg – Dreiländereck – Graz.
Je nach Wind und Wetter will ich eine der beiden ca. 350km langen Touren in ungefähr 3 Tagen fahren. Start am Mittwoch oder Donnerstag. Mittwoch ist noch Arsch-Wetter, Donnerstag geht. Und es herrscht straffer Wind aus Nord/Nord-West.
Also Variante 2.
Reiserad ist gepackt und nur leicht bestückt – Isomatte (*), Schlafsack (*). „Grundausrüstung“ – Werkzeug, Reserveschlauch, Riegel (*), Gel (*) etc. ist sowieso immer fix im Gravel-Pack.
Rüber nach Mörbisch. Dort liegt ein totes Rehkitz in der Wiese. Es telefoniert schon jemand mit der Polizei, der Jägerschaft, ???, also weiter.
Die Straße ist schlecht, der Wind ist gut.
In Fertöd gönne ich mir ein 2. Frühstück. Kaffee, Limo, Toast. Dann biege ich rechts ab. Einsame Dörfer, öde Gegend. Der Wind kommt von hinten. In Nick ein blauer Hydrant.
Übersicht mit KI
In vielen ungarischen Dörfern findet man noch blaue Straßenbrunnen, die aus einer Zeit stammen, als die Häuser noch keine Wasserleitungen hatten. Diese Brunnen speisen sich in der Regel mit Leitungswasser und wurden früher von den Dorfbewohnern zum Wasserschöpfen genutzt. Heutzutage werden sie jedoch aufgrund der Modernisierung der Häuser immer seltener und werden teilweise außer Betrieb genommen.
Ich fülle routinemäßig meine Flaschen. Zeitweise ganz leichter Regen, aber zu wenig, um in’s Regeng’wand zu wechseln. In Celldömölk kaufe ich im Supermarkt ordentlich ein. Und in einer kleinen Bäckerei esse ich eine kleine Pizza. Die Gegend ist noch immer nur Gegend, der Wind kommt noch immer von hinten und es wird Zeit, ein Quartier für die Nacht zu suchen…
Ich komme beim Campingplatz Szajki Lakes vorbei, aber ich habe ja diesmal kein Zelt dabei, also weiter. Auch im Schloss Szegedy–Széchenyi (Infos hier und hier) gibt es kein Zimmer…
Das Dach ist ok, die Fenster sind alle vernagelt, die Türen versperrt. Aber auf der Rückseite ist eine Tür offen, auf dem Boden: Eine Sprengfalle, eine Ungezieferabwehrbox, ein Bewegungsmelder ???. Ich marschiere trotzdem hinein, viel ist wegen der vernagelten Fenster nicht zu sehen, also wieder raus und weiter.
In Zalaszentgrót fahre ich beim Fiáker Vendéglő vorbei, bremse mich ein (146 Kilometer sind genug für heute) und buche mir ein Zimmer.
Ich habe gut geschlafen, gehe frühstücken (die Auswahl ist nicht berauschend, aber ok) und mache mich wieder auf die Reise.
Die Gegend wird etwas abwechslungsreicher, nicht so eintönig wie gestern. Der Wind kommt heute manchmal von schräg vorne, manchmal von schräg hinten. Und es geht stetig ganz leicht bergauf. Und die Radwege werden sogar beleuchtet mit solargespeisten Lampen. In Zalalövo hole ich mir beim Fleischhacker heiße Würste und eine Limo. In Öriszentpeter esse ich noch eine lauwarme und eher geschmacklose Suppe.
10 Kilometer weiter bin ich an der ungarisch-slowenischen Grenze.
In Adrijanci hole ich mir bei der Tankstelle noch einen Kaffee, fülle meine Getränkevorräte auf und beobachte sorgenvoll den Himmel: Es zieht sich etwas zusammen…
Meine Route biegt in eine Schotterstraße ein und es blitzt und donnert, beginnt zu regnen. Ich wechsle – gerade noch rechtzeitig – in die Regenjacke (*) und Regenhose (*). Und es geht gleich richtig los: Gewitterregen par excellence, hier auf freiem Feld. Keine Chance zum unterstellen. Keine Bäume, keine Häuser, keine Stallungen, kein Shelter. Einfach nur strömender Regen, der auch die Schotterstraße herunterströmt, wunderbar!
Kurz vor dem Anstieg zum Dreiländereck hört der Regen endlich auf, ist aber egal, denn ich bin eh schon durch und durch nass. Die 700 Meter oder so sind für mich eindeutig zu steil, ich schiebe meinen Packesel hinauf. Oben verschnaufen, Fotos machen, jausnen, überlegen.
Denn eigentlich hatte ich geplant, auch eine Nacht im Freien, bzw. einem Shelter zu schlafen. Aber durchnässt, wie ich bin, ist das sicher keine gute Idee. Also quasi Abbruch („Notausstieg“).
Ich fahre nach Jennersdorf, dort gibt es aber nur den „Raffel“ – nix für finanzschwache Rentner. Andere Möglichkeiten: Randonneurshotel oder am Bahnhof (der offensichtlich nicht zugesperrt wird) Isomatte und Schlafsack ausrollen…
Nicht prickelnd nach 121 km und noch fast völlig durchnässt…
Hoppla, da geht ja noch ein Zug nach Szentgotthárd – und ich sitze schon drinnen. Gleich in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof liegt das Hotel Lipa. Und ein Zimmer ist auch noch frei!
Tadelloses Quartier. Über das Restaurant kann ich nix sagen, habe ja noch ordentlich „Kaltverpflegung“, die ich am Zimmer verspeise. Frühstück war auch tadellos.
Am Samstag geht es dann um umgerechnet knapp € 2,00 von Szentgotthárd nach Sopron (als Pensionist fahre ich ja in Ungarn gratis mit dem Zug, bezahlen tue ich nur für’s Radl)…
Und so hat das Abenteuer ein früheres Ende als erwartet, aber schön war es trotzdem!
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