Zum östlichsten Punkt der Tschechischen Republik, Teil 2 – Der Kilometermacher

Zum östlichsten Punkt der Tschechischen Republik, Teil 2

Tag 4: Der härteste Tag
Überraschend an dieser kleinen Pension war das doch außergewöhnliche Frühstücksbuffet. Ich habe ordentlich zugelangt, denn ich habe geahnt, was mich erwartet. Umplanung war (wie schon in Teil 1 erwähnt) nicht wirklich möglich: „… kein Netz …“. Wurscht, da musste durch. Noch ungefähr 12 Kilometer bis zum östlichsten Punkt der Tschechischen Republik – fast alles fahrbar. Na gut, die letzten 2 oder 3 Kilometer wären auch mit einem MTB fordernd gewesen, aber mit ein bisschen schieben habe ich den östlichsten Punkt der Tschechischen Republik dann erreicht!

Dann ging es wieder retour nach Jablunkov und weiter – immer dem Pfeil auf meinem Wahoo (*) nach. Und bei Kilometer 32 oder so begann das große Leiden: ca. 5 Kilometer steil bergauf, steinig, ausgewaschen, unfahrbar. Dann wieder (mit Mühe) fahrbar bis zur Berghütte Horska chata Ostry. Viele, viele Menschen draußen auf der Wiese und an den Tischen und Bänken, Teller mit diversen Suppen haltend oder schlürfend. Das wäre jetzt genau das richtige! Also hinein. Und drinnen ebenfalls alles voll. Anstellen, nach ungefähr einer Viertelstunde entscheide ich mich (auch aus Sprachproblemen) nur für ein kaltes Cola und einen Kuchen…

Die Entschädigung für die Qual der Bergaufschieberei war dann (wie auch schon öfters in den letzten Tagen) eine laaaange, flowige Abfahrt. Nebenbei bemerkt, waren auch viele MTBiker auf der Hütte – von dieser Seite wesentlich schöner zu fahren, aber „… nachher is ma immer gscheiter …“. Dann wieder auf und ab, fahren, ein paar Rampen schieben, fahren.

Fahren wollte ich eigentlich nur bis Ostravice, oder maximal bis Frenstat, aber nirgends war ein Zimmer frei. Okay, in Frenstat im Supermarkt Wurst, Käse, Weckerl, Joghurt, Obst, Schokozeux gekauft, gleich daneben beim Pizzastandl zwei Stück Pizza und Cola. Karte checken – ist irgendwo ein Shelter eingezeichnet?

Nicht wirklich, aber ich werde schon etwas finden. Tatsächlich, nach einer Weile ein riesiger Hotelbau. Dauerhaft geschlossen. Verriegelt und vernagelt. Keine offenen Garagen, keine überdachte Veranda. Aber ungefähr 500 Meter weiter noch ein verlassenes/geschlossenes Hotel. Mit überdachtem Grillplatz. Ein wunderbarer Schlafplatz!
Ordentliche 102,37 km mit 1.953 hm – sagt Strava.

Tag 5: Der Regen kommt…
Ich werde zeitig munter, koche mir einen Tee, frühstücke ausgiebig und packe mein Glump zusammen. Es geht wellig dahin, der Himmel verdunkelt sich und es beginnt leicht, ganz leicht zu regnen. Gerade noch rechtzeitig komme ich zu einem Shelter, denn es beginnt anständig zu schütten. Rein ins Regengewand, Wetterapp studieren (oh Wunder, ich habe ein Netz!) – öha, das wird nix mehr heute. Neue Planung: Die nächsten zwei geplanten Etappen auslassen, mit dem Zug (Tschechien hat ein wunderbares Eisenbahnnetz) nach Brünn fahren und dann weiterschauen. Also raus in den noch stärker gewordenen Regen und es geht nur mehr bergab. Und natürlich: Eine Radreise ohne Reifendefekt ist keine Radreise. Ich habe ja meine Tubolito (*) noch immer nicht montiert – hab noch ein paar „normale“ Schläuche (*) zum verbrauchen. Der Regen schwemmt ordentlich Steine über den Weg und in die eiserne Querrille, und schon ist der Durchschlag da… Also die letzten (zum Glück nur mehr) 500 Meter oder so schieben bis zum Bahnhof. Ein schöner, trockener, großer Warteraum, ein WC mit Waschbecken – was will ich mehr. Wieder einmal das alte raus-rein-Spiel, diesmal wird nicht herumgeschissen, sondern gleich den Mantel mit dem gelben“ (*) auf die Felge gerückt.
Viel war’s nicht, sagt Strava.
Ich fahre also mit dem Zug (mit einmal umsteigen) nach Brünn und siehe da: tadelloses Wetter! Also beschließe ich, noch nach Mistelbach zu fahren. Zimmer gecheckt in meinem „Stammhotel“ (*) in Mistelbach und los. Es dauert eine Weile, die Beine sind schon müde. Angekommen, eingecheckt, geduscht. Durst und Hunger. Der Schillingwirt hat leider geschlossen, also ins Café Harlekin. Gut gegessen und getrunken, auch während eines kurzen Regenschauers. In der Nacht dann ein ordentliches Gewitter mit Starkregen, in der Früh blauer Himmel und Sonnenschein…
Brünn – Mistelbach auf Strava.

Tag 6: Die Heimreise…
Ich stehe zeitig auf, gehe frühstücken und checke die Wetterlage. Kein Regen, normaler Wind (von vorne halt), also kann ich eigentlich auch statt mit dem Zug mit dem Rad nach Hause fahren. Eine Route ist schnell geplant, hier in der Gegend bin ich ja schon ein paar Mal gefahren, kenne mich also teilweise aus.
Irgendwo nach Wolkersdorf zieht es mich allerdings nach Südwest Richtung Wien Zentrum statt Südost (damit ich die große Stadt umfahre und über Gerasdorf und Schwechat nach Hause fahre), denn „… Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach …“.
19,5 Schnitt auf den 55 Kilometern – da war ich schon müde und schlapp und die Beine wollten nicht mehr so richtig. Ich gebe es zu – es war richtig schön, mit dem Zug nach Hause zu fahren!

Resümee / Fazit / Tipps:
Eine wunderschöne Gegend, tolles, teilweise recht einsames Wander- und auch Rad-Gebiet. Unzählige markierte Rad- und Wanderwege. Allerdings sind schon ein paar unfahrbare (mit dem Reiserad) Rampen dabei. Radwege auf Mapy.cz sind nicht klassifiziert. Bestes analoges Kartenmaterial gibt es von SHOCart (gibt es günstig im Land oder bestellen beim Buchhändler des Vertrauens) ist empfehlenswert und kann nicht schaden.
Daher mein Plan für’s nächste mal bzw. Tipp für Nachfahrer: Irgendwo ein Quartier nehmen und Tagestouren mit dem Crosser/Gravel/MTB mit Minimalgepäck machen!
Eisenbahnverbindungen gibt es unzählige, auch in kleinere Dörfer, halbstündliche oder stündliche Verbindungen nach Prag oder Brünn oder…
Essen und Trinken: In fast jedem Dorf gibt es einen kleineren oder größeren Greißler oder COOP-Supermarkt (die kleineren manchesmal nur vormittags geöffnet), wo es alles gibt, was der hungrige und durstige Radler braucht. Restaurants eher nur in größeren Orten. Öffentliche Brunnen/Wasserstellen habe ich keine entdeckt, ab und zu gibt es eine eingefasste Quelle in den Bergen – aber ich glaube, das Wasser aus den Bächen kann man bedenkenlos trinken…

Zum 1.Teil geht es hier!


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