07. Mai: Tag 4
Das Frühstück war lieblos serviert, minimalistisch und nicht wirklich aufregend, was aber zu erwarten war. Gleich von 0 mtr. auf ca. 300 mtr. rauf, dann ungefähr die ersten 20 Kilometer zum munter werden auf und ab. Eigentlich gut zu fahren, ein paar sandige Stücke waren auch dabei. Trotzdem drehen sich die Gedanken um eine Beendigung dieses Abenteuers. Ich komme wieder aus dem Flow, kann nicht richtig Druck auf die Pedale bringen, die Beine tun mir weh, es ist viel mehr mühsam als freudig…
Irgendwo bei Putzu Idu in einer Bar eine Kleinigkeit gegessen, irgendwo windgeschützt eine halbe Stunde so eine Art Mittagsschläfchen gehalten (das mache ich eigentlich immer auf Radreisen) und dann bis Cabras weitergefahren. Diesmal ein etwas besseres, relativ zentrumsnahes B&B / Hotel (*) gebucht.
Das Rad durfte anstandslos mit auf’s Zimmer.
Erste Aktion: Wäsche waschen, unglaublich, was sich da an Dreck angesammelt hat.
Zweite Aktion: Ein passendes Lokal für’s Abendessen finden. „Normale“ Trattoria / Pizzeria etc. sperrt zwischen 19:00 Uhr und 20:00 Uhr auf, zwei so feinere haben schon offen (aber keine Gäste sichtbar) und was will ich auf Sardinien mit Fleisch aus Argentinien etc.? Ok, ich spaziere noch eine Runde, hole mir einen Aperitif und dann – welch Überraschung: Alle Lokale, die eigentlich geöffnet sein sollen, sind zu. Meine Vermutung: Saison beginnt erst Anfang Juni (wurde mir dann auch bestätigt). Aber ich finde eine winzige to-go-Pizzeria mit sehr guten Pizzen. Es geht folgendermaßen: Hinten produziert Toni Pizza am rechteckigen Blech, vorne steht Maria und belegt die Pizza nach Wunsch. Sehr gut und sehr günstig.
08. Mai: Tag 5
Endlich ein ordentliches Frühstück! Kaffee oder Tee, Schinken, Käse, frisch gepresster Fruchtsaft, Joghurt, Cornetto, Obstsalat…
Flach weiter, es geht mühsam dahin. Ich schaue mir bei einem zweiten Frühstück die noch folgende Strecke und die noch zu fahrenden Höhenmeter an und überlege. Fahre ich das Ding zu Ende? Fahre ich zumindest noch bis Cagliari und wechsle dann ich auf die kürzere Variante?
Aber Geist und Körper sagen nein. Ich will mich nicht ruinieren und beweisen muss ich eigentlich weder mir noch sonst irgendjemandem etwas.
Also: Game Over!
Ich drehe also um, fahre nach Oristano zum Bahnhof. Dort checke ich ein Ticket nach Olbia und kurz darauf kommt noch ein deutscher Radler – seine Pollenallergie zwingt ihn ebenfalls zum aufgeben. Der Zug kommt, wir steigen ein, werden aber wieder rausgeschmissen. Radplätze voll! Es haben noch ein paar Radler aufgegeben. Aber der nächste (eine Stunde später) nimmt uns mit. Einstweilen checke ich mir sogar noch ein Fährticket nach Livorno. Ankunft in Olbia, schnelle kleine Jause, runter zum Hafen, einchecken – so gesehen: perfetto!
09. + 10. Mai: Heimreise
Ankunft in Livorno. Zum Bahnhof radeln. Auf der Trentitalia und der ÖBB-Seite versucht, eine Direktverbindung (irgendwie / irgendwann muss doch der Nightjet auch wieder „nach Hause“?) nach Wien zu bekommen – aussichtslos. Also weiterhangeln und mögliche Verbindungen Richtung Heimat suchen. Livorno – Florenz geht gleich. In Florenz – wie geht’s weiter? Über Triest, über Udine? Variante gefunden: Vom Haupt-Bahnhof (?) „Firenze S.M.N.“ hinüberradeln zum Bahnhof „Firenze Rifredi“. Dazwischen in einer kleinen Bäckerei, die auch selbstgemachtes Curry, Lasagne, Risotto etc. anbietet, gut und günstig gegessen. Dann vom Firenze Rifredi nach Venedig. Dort war die Hölle los. Baustelle am Bahnhof und unglaubliche Menschenmassen. Next Train to Udine. Dort grad und grad noch den Zug nach Tarvis erwischt. Da habe ich morgen vormittag (wenn ich von Tarvis nach Villach radle – Zug geht keiner) eine Chance auf einen Direktzug von Villach nach Wien. Uff.
Ich checke mir in Tarvis ein Zimmer. Ein einfaches Hotel (*), versperrter Fahrradraum etwas „um’s Eck“ zu erreichen. Der Wasserdruck in der Dusche war allerdings schon etwas wenig, aber sonst alles gut. Abendessen aus der Dose am Zimmer. Frühstück war ganz ok, dann ordentlich anziehen und bei +5°C nach Villach radeln. Zweites Frühstück, Direktzug nach Wien, REX nach Schützen, 3 km heimradeln, Ankunft Homebase 18:39 Uhr…
Ende der Geschichte!
Spoiler / Hinweis:
Vielleicht bin ich nicht der einzige Vollhonk, darum schreibe ich das jetzt hier auch noch:
Natürlich geht der Nightjet von Rom auch wieder nach Wien, nur kann man den nicht auf der „normalen“ ÖBB-Seite buchen, er wird auch nicht im „Scotty“ angezeigt, sondern man muss explizit auf die Nightjet-Seite gehen (bin ich dann daheim bei einer Nach-Recherche draufgekommen) – gilt vermutlich für alle Nightjets…
#kopfschüttel
Korrektur!
Der obige Absatz ist schlichtweg falsch – die Erklärung gibt es hier!
Teil 1: Prolog, Anreise,
Teil 2: Tag 1 – 3,
Teil 3:
Hinweis(e): |
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Egal, ob zu Ende gefahren oder nicht, die Fotos lassen trotzdem einen netten Bikeurlaub vermuten. Ich hab auch überlegt, mich anzumelden, mich dann aber anders entschieden. Vielleicht nächstes Jahr.
Die „schönere“ Gegend kommt erst noch in der Mitte der Insel (weiß ich von früheren Sardinien-Reisen),
aber es hat halt nicht sollen sein…
Danke für den schönen Bericht. Ich mag Sardinien sehr und werde mich dort sicherlich noch das eine oder andere Mal einfinden. So wie Du eher nicht, ich denke dafür bin ich zu faul. Eher mit fixer Unterkunft und Radl im Gepäck.
Ja, das ist sicher die bessere Idee – hatte ich ja auch schon…